Mit dem Internationalen Tag der Pressefreiheit wird seit 1994 jährlich am 3. Mai auf Verletzungen der Pressefreiheit sowie auf die grundlegende Bedeutung freier Berichterstattung für die Existenz von Demokratien aufmerksam gemacht. Organisationen wie Reporter ohne Grenzen (RoG) nutzen diesen Welttag, um umfassend auf Willkür- und Gewaltmaßnahmen wie beispielsweise die Inhaftierung oder Tötung von Journalisten hinzuweisen https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/rangliste-der-pressefreiheit-2015-veroeffentlicht/.
Auch für die Kommunikationsbranche, für PR-Agenturen, PR-Berater und Pressesprecher in Unternehmen sind Presse- und Meinungsfreiheit von elementarer Bedeutung für ihre Arbeit. Wir brauchen eine kritische, lebendige, vielfältige Medienlandschaft, wir brauchen eine freie Presse und eine Öffentlichkeit, die ihre Meinung frei und ohne Angst vor Repressalien äußern kann.
Sicher, PR ist „Auftragskommunikation“. Aber erst die vielfältige Medienlandschaft und die Pressefreiheit gibt uns die notwendigen Spielräume für gute Arbeit: für Beratung, für verschiedene Optionen, für das richtige Agieren zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Nur so können wir unsere Funktion als Moderator im Meinungsbildungsprozess überhaupt wahrnehmen.
Pressefreiheit heißt für mich vor allem: Andere Meinungen und Kritik aushalten können; zu respektieren, dass es andere Meinung gibt und zu schätzen, das alle – Menschen, Märkte, Medien, Unternehmen – die Möglichkeit haben, verschiedene Meinungen einzuholen und sich so eine eigene Meinung bilden zu können.
Als Kommunikationsfachleute, die im Auftrag von Unternehmen und Organisationen agieren, vertreten wir natürlich eine bestimmte Meinung und machen diese öffentlich. Und es ist für uns normal, dass Vertreter anderer Unternehmen und Organisationen dies genauso machen. Aber dies ist nur in einer freien Gesellschaft möglich – dies sollten wir nicht nur schätzen, sondern auch verteidigen und dafür einstehen. Nicht: sich ärgern, wenn andere Meinungen zu Worte kommen, sondern froh und dankbar sein, dass dies bei uns geht und integraler Bestandteil unserer politischen Kultur ist.
Ohne Meinungsfreiheit gibt es auch keine Meinungsvielfalt, ohne eine vielfältige, lebendige, unabhängige Medienlandschaft fehlt auch uns das Umfeld für wirkungsvolle Kommunikation. Und wir sollten uns klar machen, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen Demokratie, Transparenz und Pressefreiheit. Ob mir privat oder beruflich eine Meinung passt oder nicht – es geht überhaupt nicht, Medien und Journalisten unter Druck zu setzen.
Zum Schluss noch ein paar Fakten als Denkanstoß: Die Rangliste der Pressefreiheit 2015 vergleicht die Situation für Journalisten und Medien in 180 Staaten und Territorien für den Zeitraum vom 15. Oktober 2013 bis zum 14. Oktober 2014. Immer wieder ziehen Staaten das Argument der „nationalen Sicherheit“ hervor, um freie Meinungsäußerungen und Veröffentlichungen zu einzuschränken: Dazu gehören auch Demokratien wie die USA und Indien, auch EU-Mitglieder wie Italien, Bulgarien und Ungarn; Unterdrückung der Pressefreiheit – egal ob politisch oder weltanschaulich-religiös motiviert – gibt es nicht nur in Diktaturen und autokratischen Systemen wie China, Saudi Arabien, Iran oder Kuwait. Schlusslicht bei der Pressefreiheit sind Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan; Spitzenreiter sind Finnland, Norwegen und Dänemark. Deutschland liegt in diesem Jahr auf Platz 12 (+2) hält sich damit im oberen Mittelfeld der EU-Staaten.