Ein guter Lektor 'poliert' die Sprache und setzt darüber hinaus eigene inhaltliche Impulse
Es gibt Berufe, die sind „unsichtbar“. Wie wichtig sie sind, merken wir erst, wenn sie fehlen. Der Lektor gehört dazu – und ist trotzdem in seiner Art gefährdet. Das ist paradox und falsch, nicht nur in der Belletristik, sondern auch in der Unternehmenskommunikation.
Sie glauben nicht, dass Ihnen Lektoren fehlen werden? Dann lesen Sie mal ein paar Bücher, die im Self-Publishing-Verfahren (also direkt vom Autor auf Kindle, iPad und Co.) veröffentlicht werden, und die teilweise sechsstellige „Auflagen“ erreichen. Nur zu oft werden Sie dabei das schale Gefühl nicht los, etwas Unprofessionelles vor sich zu haben und damit als Leser nicht wirklich gewürdigt zu werden. Anders gesagt: Da gibt es Ungereimtheiten, schiefe sprachliche Bilder oder unnötige Längen, die dem Leser hätten erspart werden können, wäre ein Profi mit Sinn, Verstand und Abstand über den Text gegangen. Eben ein Lektor.
Das hat nichts mit dem Talent des Autors zu tun. Denn es sind zwei paar Stiefel, Ideen zu haben, Geschichten zu erzählen und Argumentationen zu entwickeln – und das handwerklich einwandfrei und lesenswert in Sprache zu verpacken. Nur ganz selten gelingt beides zugleich – aber wer ist schon wie Thomas Mann?
Genau das gilt auch für die Unternehmenskommunikation, sowohl im Vertrieb, Marketing oder PR: Auch hier ist Self-Publishing das Gebot der Stunde, ob in Unternehmensblogs, XING-Gruppen, in Fachbeiträgen oder in eigenen Kundenmedien. Und auch hier kommt man nicht um eine Tatsache herum: Fachexperten sind oft keine geborenen Autoren, und sie wollen es auch gar nicht sein. Sie haben die Ideen, die Argumente, die Story, die Authentizität. Aber wenn es darum geht, dieser Story ein professionelles Format zu geben, muss ebenfalls ein Fachmann ran. Der muss allerdings weit mehr können, als Sprache aufzupolieren. Er (oder sie) muss auch den strategischen Hintergrund kennen, die Diskussion im Markt verfolgen, den Inhalt bewerten und so die Botschaften also zielgerichtet zuspitzen können. Er muss also ein Lektor sein, aber einer, der eigene inhaltliche Impulse gibt – ein Berater und Sparringspartner. Ob das ein interner oder ein externer Dienstleister ist, spielt keine Rolle. Wobei letzterer sorgfältig gewählt sein will. Wichtig ist das Ergebnis: Professionelle Aussagen in einem professionellen Rahmen, die Profil zeigen und Akzente setzen. Sie geben dem Leser so auch das Gefühl, ernstgenommen zu werden. Ihre Meinung hat es verdient.