Warum ich Ad-Blocker scheiße finde (und die Haltung ihrer Befürworter nicht verstehe)
Es gab vor vielen hundert Jahren, als das Denken noch geholfen hat, einen Herrn Immanuel Kant, der ein mitunter miesepetriges aber unter dem Strich gesellschaftsförderndes Konzept mit dem wenig fluffigen Namen „Kategorischer Imperativ“ auf den Markt brachte. Von der Kritik begeistert aufgenommen, vom Publikum ignoriert, würde man dessen Rezeption beschreiben, wenn es ein Film wäre. Und dennoch denke ich genau daran, wenn ich an Ad-Blocker denke. „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Kurz: Mach nur Sachen, die keinen Schaden anrichten, wenn alle anderen sie auch machen. Klar: ein wildes Lebens sieht anders aus, und ich empfehle niemandem, ausnahmslos so zu sein, denn es wäre – vermutlich – gar kein Leben im eigentlichen Sinne.
Beim Ad-Blocker bin ich aber sehr auf Herrn Kants Seite. Wer die nämlich nutzt, profitiert davon, dass andere die nicht verwenden und Werbung über sich ergehen lassen entweder aus Unkenntnis über die Existenz von Ad-Blockern oder weil sie sich Gedanken darüber machen, dass auch Online-Journalisten zum Beispiel gern ihre Miete bezahlen wollen. Sobald jeder Ad-Blocker nutzt, ist die Online-Welt auf einen Schlag viel, viel ärmer, weil Inhalte nicht mehr finanzierbar sind und verschwinden. Wer sich Marketing und Vertrieb komplett entziehen und keine Online-Werbung sehen will, soll Seiten, auf denen es welche gibt, einfach meiden. Sollte ja gehen, denn etwas für das man nicht bereit ist, Engagement zumindest durch Erdulden zu zeigen, kann ja nicht so wichtig sein. Alles andere ist digitale Zechprellerei und ein Verstoß gegen den gesunden Menschenverstand.