Das Jahr 2016 stand ganz im Zeichen der Digitalisierung.
Was genau die Digitalisierung im Job verändert, darüber grübeln Laien und Experten weiterhin. Diese Frage hat sich auch die REFA Nordwest, der Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung, gestellt: Wie wird sich die Arbeit in den Betrieben verändern – und was müssen Menschen können, um sich in der digitalen Welt von Morgen zurechtzufinden?
Auf der Jobmesse in Bielefeld diskutierten Ende November dazu Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft. Eine Auswahl:
- Christian Fraedrich, REFA-Lehrbeauftragter und European Industrial Engineer, schilderte den technischen Wandel bei einem mittelständischen Gerätehersteller:
„Die Fertigung hat sich komplett geändert. Wir haben die Produktion inzwischen auf U-Linie umgestellt. Diese ermöglicht eine verbesserte Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und erleichtert die zügige Monate der Geräte.“ In Teilen der Endfertigung werden die Mitarbeiter durch ein webbasierendes Werker-Assistenzsystem unterstützt.
- Die itelligence AG wiederum setzt digitale Anforderungen von Kunden in „Softwarelandschaften“ um, wie Recruiter Johannes Kluge am Beispiel mittelständischer Unternehmen erläuterte. Eine digitale Strategie müsse eigentlich schon vor mehreren Jahren entwickelt worden sein. Und spätestens in der Gegenwart sei höchste Dringlichkeit gefragt.
„Die Entscheidungsträger in Betrieben sind da manchmal noch skeptisch und halten an dem fest, was jahrelang funktioniert hat. (...) Die Firmenchefs müssen sich ggf. mit externer Unterstützung überlegen, wie sie sich technologisch sowie in Hinsicht auf ihre Mitarbeiter und deren Qualifizierung aufstellen.“
- Mit der Qualifizierung zukünftiger Arbeitskräfte befasst sich auch die Fachhochschule der Wirtschaft. Der Leiter des FHDW-Campus Bielefeld, Prof. Dr. Thomas Jensen, beleuchtete in seinem Beitrag die zwei Seiten der digitalen Medaille – die Anforderungen des Arbeitsmarktes an Hochschulabsolventen und die Aufstellung der Fachhochschule, was digitale Lehr- und Lernformen anbetrifft.
„Unsere Studierenden gehen selbstverständlich mit digitalen Medien um und kommunizieren hauptsächlich über ihre mobilen Endgeräte. Als Hochschule müssen wir Schritt halten.“ Webbasierte Lehrveranstaltungen "können dann auch mal am Abend bis 21:00 Uhr sein, je nachdem, wie die Beteiligten es einrichten möchten. (...) Die Kommunikation erfolgt digital rund um die Uhr über den ganzen Erdball.“ Dass statt Professoren irgendwann Roboter Vorlesungen durchführen, hält er für möglich. „Doch die müssen dann vorher noch einiges lernen!“, sagte er augenzwinkernd.
Die Begriffe "Industrie 4.0", "Cookie", "Cloud", "Internet of Things" sind mittlerweile auch einem guten Teil der Bevölkerung bekannt, die nicht in oder mit der IT-Industrie oder im Digital-Sektor arbeiten; das ist eines der Ergebnisse der aktuellen Studie "D21 Digital Index 2016" der Initative D21, unterstützt von CHG-Meridian. 84 Prozent der Befragten gaben an, dass beruflicher Erfolg lebenslanges Lernen zu digitalen Dingen voraussetze.
Es gibt definitiv Nachholbedarf, sowohl in den Fachbereichen als auch bei den Basics. Mitarbeiter und Vorgesetzte müssen sich gleichermaßen mit den Herausforderungen den fortschreitenden Digitalisierung am und jenseits des Schreibtisches auseinandersetzen.