Vom Klassiker kommunizieren lernen
Das herrliche Frühlingswetter hat mich inspiriert, mal wieder den „Osterspaziergang“ im „Faust“ zu lesen. Beim Stöbern – zwei Mausklicks weiter – landete ich dann zufällig beim
„Vorspiel auf dem Theater“ und schon nach wenigen Zeilen war klar: Hier lese ich im „Handbuch für erfolgreiche Kommunikation“!
Goethe hält uns PRlern und Marketiers eine humorvolle Gardinenpredigt. Storytelling (gute Geschichte, spannende Handlung), Zielgruppen kennen und zielgruppenorientiertes Kommunizieren – alles schon bekannt beim alten Goethe! Der wusste, wie man sein Publikum gewinnt und überzeugt. Hätte ich nicht besser formulieren können.
Hier die schönsten Auszüge des Dialogs von und mit dem Theaterdirektor. Viel Vergnügen beim Lesen!
Besonders aber laßt genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
Solch ein Ragout, es muß Euch glücken;
Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft's, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht,
Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken.
…
Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
Muß auf das beste Werkzeug halten.
Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten,
Und seht nur hin, für wen Ihr schreibt!
Wenn diesen Langeweile treibt,
Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
Und, was das Allerschlimmste bleibt,
Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,
Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;
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